Heute vor 154 Jahren wurde Wladimir Iljitsch Lenin geboren. Im Geschichtsunterricht oder an unseren Unis wird Lenin oft als bösartiger Diktator dargestellt. Und tatsächlich ist Lenin bis heute eines der größten Schreckgespenster der bürgerlichen Gesellschaft. Unzählige Märchen und Diffamierungen kursieren über den russischen Revolutionär.
Diese Darstellungen kommen nicht von irgendwo. Lenin war als Marxist einer der entschiedensten Gegner des kapitalistischen Systems. Er spielte während Oktoberrevolution 1917 eine zentrale Rolle. Die Oktoberrevolution war das erste Mal, als sich die Masse der Unterdrückten über die Herrschenden erfolgreich erhoben und den Kapitalismus abschafften. Das hat ihm die bürgerliche Geschichtsschreibung, die den Kapitalismus als Ende der Geschichte sieht, bis heute nicht verziehen.
Lenin zeichnete sich durch sein intensives Studium der Ideen von Marx und Engels aus und verinnerlichte die Theorie und Methodik des Marxismus. Aber er war auch ein Mensch der Tat und baute seit jungen Jahren die russische Arbeiter*innenbewegung auf, in der er schnell den revolutionären Flügel mit anführte. Dies ermöglichte es ihm und den Bolschewiki, der revolutionären Strömung in der russischen Sozialdemokratie,den richtigen Kurs einzuschlagen und in den entscheidenen Momenten zur Revolution aufzurufen. Damit gelang den Bolschewiki letztlich das, womit vorher niemand gerechnet hatte: Die sozialistische Revolution begann in einem unterentwickelten Land wie Russland, statt in einer der führenden Industrienationen.
Entscheidend war dabei die feste Organisierung der Bolschewiki in einer Partei, die ein klares revolutionäres und marxistisches Programm aufwies und sich damit im entscheidenden Moment an die Spitze der revolutionären Erhebung stellen konnten, weil sie die Interessen der Arbeiter*innen und kleinen Bäuer*innen am konsequentesten vertraten und einen Weg aus dem Elend des Zarentums und des Kapitalismus aufzeigten.
Auch leistete er eigene entscheidende Beiträge zur Weiterentwicklung des Marxismus, die er in Bücher verarbeitete, die noch heute zu den wichtigsten Standardwerken für Marxist*innen zählen. In “Staat und Revolution” beispielsweise zieht er die Lehren aus der Pariser Kommune, dem ersten Versuch einer Arbeiter*innenregierung. Er kommt zu dem Schluss, dass der bürgerliche Staat, der Staat der herrschenden Klasse ist und daher auch von den Arbeiter*innen ersetzt werden muss, wenn sie eine sozialistische Gesellschaft errichten wollen.Denn die Kapitalist*innen werden ihre Herrschaft nicht freiwillig aufgeben und die Geschichte der russischen Revolution hat gezeigt, wie sie alles daran setzen, sich die Macht zurückzuerobern. Dies bedeutet im Gegensatz zur bürgerlichen Verunglimpfung keine Diktatur, sondern die Führung der Gesellschaft nach den Interessen der Mehrheit der Bevölkerung und eine umfassende Demokratisierung. Lenin führt in dem Buch aus, dass Amtsträger*innen sich nicht von der Basis abheben dürfen und deswegen jederzeit wähl- und abwählbar sein müssen, über keine Privilegien verfügen und nur über einen durchschnittlichen Facharbeiter*innenlohn erhalten dürfen. Seine hier beschriebenen politischen Prinzipien stehen auch im Widerspruch zu der späteren stalinistischen Bürokratie, die sich umfangreiche Privilegien aneignete, eine Diktatur über die Massen errichtete und den eigenen Machterhalt über die Interessen der Arbeiter*innenklasse stellte, was letztlich zum Zusammenbruch des Sowjetstaates führte.Gegen diese Bürokratisierung kämpfte Lenin in seinen letzten Lebensjahren verbissen an und warnte vor Stalin.
Doch auch in weiteren Fragen entwickelte Lenin den Marxismus entschieden mit. In seinem Werk „Der Imperialismus als höchste Stufe des Kapitalismus“ analysierte Lenin beispielsweise die Rolle von führenden imperialistischen Ländern beim Ausbeuten von unterentwickelten Ländern. Diese Tendenz hatte Marx und Engels noch nicht beschreiben können. Zuletzt gelang es Lenin auch in Bezug auf die zahlreichen unterdrückten Volksgruppen im Zarenreich ein richtiges Programm zu entwickeln.
Heute steckt der Kapitalismus wieder in einer tiefen Krise. Kriege, Klimawandel und Inflation bestimmen unser Leben. Die letzten Jahre bedeuten für die arbeitende Bevölkerung und die Jugend Dauerkrisen und Verzicht. Gleichzeitig konnten die Superreichen ihr Vermögen vervielfachen. Es wird immer deutlicher, dass der Kapitalismus durch Profitzwang und Konkurrenz nicht in der Lage ist, unsere Probleme zu lösen. Dieses System ist nicht für uns errichtet und muss überwunden werden. Damit dies gelingt, sollten sich alle jungen Menschen mit den Lehren der russischen Revolution und den revolutionären Ideen Lenins befassen. Den sie zeigen: Der Kapitalismus ist überwindbar, wenn wir uns organisieren!