Gründungserklärung

Bericht vom online Tref­fen des Bun­des­ar­beits­krei­ses Revo­lu­tio­nä­re Lin­ke

Am 31. Janu­ar orga­ni­sier­ten wir als Bun­des­ar­beits­kreis Revo­lu­tio­nä­re Lin­ke ein online Tref­fen unter dem Mot­to „Wir brau­chen etwas Neu­es!“. An dem Tref­fen nah­men etwa 60 Men­schen aus Aachen, Ber­lin, Bochum, Dort­mund, Hamm, Han­no­ver, Kai­sers­lau­tern, Lemgo/Lippe, Lud­wigs­ha­fen, Mainz, Sie­gen und Wol­fen­büt­tel teil.  Anlass des Tref­fens war die zuneh­men­de Inak­ti­vi­tät und Kri­se­des Jugend­ver­ban­des, wor­über es viel Dis­kus­si­on inner­halb des Bun­des­ar­beits­krei­ses gab. Dazu hat­te der Sprecher*innenkreis eine Reso­lu­ti­on ver­fasst und vor­ge­legt, die erklär­te, war­um die links­ju­gend [‘solid] nicht mehr refor­mier­bar ist und es nötig ist eine neue sozia­lis­ti­sche Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on zu grün­den.

In einer kur­zen Ein­lei­tung, in der unse­re Reso­lu­ti­on vor­ge­stellt wur­de, erklär­te Jens Jaschik aus dem Lan­des­ver­band Nord­rhein-West­fa­len, wie die links­ju­gend [‘solid] vor eini­gen Jah­ren noch ein breiter,linkerJugendverband war, der trotz all sei­nen Schwä­chen immer wie­der jun­ge Leu­te anzog, aktiv zu wer­den. Doch nun, wäh­rend wir eine der tiefs­ten Kri­sen seit der Ent­ste­hung des Kapi­ta­lis­mus erle­ben, ver­sagt die Füh­rung der links­ju­gend auf Bun­des­ebe­ne auf gan­zer Linie. In den letz­ten Jah­ren wur­den kei­ner­lei Kam­pa­gnen ent­wi­ckelt – sei esge­gen den Krieg, die stei­gen­den Prei­se oder­ge­gen die auf Kapi­tal­in­ter­es­sen aus­ge­rich­te­te Coro­na-Poli­tik. Die­se Inak­ti­vi­tät des Bundessprecher*innenrates hat das Leben imVer­band wei­ter­erstickt. Die Kri­se der LINKEN geht zudem auch am Jugend­ver­band nicht spur­los vor­bei, auch wenn die links­ju­gend schon län­ger noch ange­pass­ter ist als die Par­tei.

In der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on haben vie­le Genoss*innen noch­mal ver­deut­licht, was die aktu­el­le Ent­wick­lung für unse­re Arbeit bedeu­tet. Die links­ju­gend [‘solid] ist für vie­le Jugend­li­che kein Begriff und es wird immer schwie­ri­ger neue Akti­ve in den Orten zu fin­den, in denen wir aktiv sind.

Am Ende der Dis­kus­si­on wur­de unse­re Reso­lu­ti­on ein­stim­mig ange­nom­men. Außer­dem wur­de ein neu­er Sprecher*innenkreis gewählt, der die wei­te­re Arbeit koor­di­nie­ren soll.

Damit haben wirei­ne neue Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on gegrün­det, die zum bestehen­den Bun­des­ver­band eine Alter­na­ti­ve sein soll. Wir den­ken, dass unse­re Arbeit und unse­re Zeit sinn­vol­ler in dem Auf­bau neu­er Struk­tu­ren inves­tiert sind.„Jugend für Sozia­lis­mus“ wird außer­dem eine demo­kra­ti­sche­re Dis­kus­si­ons­kul­tur sicher­stel­len, die statt auf Aus­schluss­an­trä­ge gegen kri­ti­sche Stim­men auf offe­ne poli­ti­sche Debat­ten um die rich­ti­gen Ideen set­zen wird.Wir wol­len weder auf der Sei­ten­li­nie ste­hen und zuschau­en, noch Bewe­gun­gen ein­fach hin­ter­her­lau­fen, son­dern aktiv ein­grei­fen und einen Unter­schied machen. Unse­re sozia­lis­ti­schen­Po­si­tio­nen, für die wir in der links­ju­gend [‘solid] gekämpft haben, blei­ben dabei die glei­chen. Auch DIE LINKE bleibt für uns ein poli­ti­scher Bezugs­punkt und wir wer­den die Par­tei wei­ter unter­stüt­zen – aller­dings ohne auf die nöti­ge Kri­tik zu ver­zich­ten.

In den nächs­ten Wochen wer­den wir in ver­schie­de­nen Städ­ten ers­te loka­le Ver­an­stal­tun­gen anbie­ten, um mit dem Auf­bau von „Jugend für Sozia­lis­mus“ zu begin­nen. Außer­dem wer­den wir die Beschäf­tig­ten in den anste­hen­den Tarif­run­den unter­stüt­zen und am Inter­na­tio­na­len Frauen*kampftag auf die Stra­ße gehen. Für die zwei­te Jah­res­hälf­te pla­nen wir ein ers­tes bun­des­wei­tes Prä­senz­tref­fen. Wir rufen alle Mit­glie­der der links­ju­gend und der LINKEN auf, uns dabei zu unter­stüt­zen. Kon­tak­tiert uns ger­ne, um mehr Infor­ma­tio­nen zu bekom­men und zusam­men mit uns aktiv zu wer­den!

Die ver­ab­schie­de­te Reso­lu­ti­on lau­tet wie folgt:

Warum wir „Jugend für Sozialismus“ gründen

Die Prei­se explo­die­ren. Auch in Deutsch­land droht die größ­te sozia­le Kri­se seit Jahr­zehn­ten und eine Rezes­si­on steht vor der Tür. Nazis und Rassist*innen lau­fen sich warm, um das für ihre Het­ze aus­zu­nut­zen. Die Bedro­hung durch den Kli­ma­wan­del wird immer kon­kre­ter und für Mil­lio­nen Men­schen exis­tenz­be­dro­hend. Der Krieg ist zurück in Euro­pa, Mil­lio­nen sind auf der Flucht und wir erle­ben eine mas­si­ve Zunah­me der Span­nun­gen zwi­schen den gro­ßen und klei­nen kapi­ta­lis­ti­schen Mäch­ten. Der Kapi­ta­lis­mus befin­det sich im mul­ti­plen Dau­er­kri­sen­zu­stand und die Zukunfts­aus­sich­ten schei­nen aktu­ell düs­ter. Gera­de für Jugend­li­che stellt sich die Fra­ge, was für eine Zukunft sie auf die­sem Pla­ne­ten haben sol­len, wenn es so wei­ter­geht wie bis­her.

Die Ver­hält­nis­se schrei­en gera­de­zu nach einer poli­ti­schen Ant­wort von links und damit auch nach einer Kraft, wel­che der exis­tie­ren­den Unzu­frie­den­heit einen lin­ken Aus­druck ver­leiht. Der Bun­des­ver­band der links­ju­gend [‘solid] – der größ­te lin­ke Jugend­ver­band, der eigent­lich in einer Posi­ti­on wäre, solch ein Ange­bot zu sein – ist lei­der Wel­ten davon ent­fernt, eine sol­che Orga­ni­sa­ti­on dar­zu­stel­len. Im BAK Revo­lu­tio­nä­re Lin­ke, als Mit­glie­der und Basis­grup­pen der links­ju­gend [’solid] waren wir lan­ge im Bun­des­ver­band aktiv, haben die­sen teils über vie­le Jah­re und füh­rend in eini­gen Lan­des­ver­bän­den auf einer radi­kal-sozia­lis­ti­schen Grund­la­ge auf­ge­baut und sahen dar­in – trotz der seit sei­ner Grün­dung bestehen­den Pro­ble­me und Unzu­läng­lich­kei­ten – eine Mög­lich­keit, einen Bei­trag zum Auf­bau einer brei­ten, sozia­lis­ti­schen Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on zu leis­ten. Wir haben des­halb lan­ge auch für einen klas­sen­kämp­fe­ri­schen Kurs­wech­sel und eine Abkehr von büro­kra­ti­schen Metho­den und Kar­rie­ris­mus auf Bun­des­ebe­ne gekämpft. Aller­dings sahen wir uns in den letz­ten Mona­ten gezwun­gen, in Fra­ge zu stel­len, inwie­fern die­se Arbeit gerecht­fer­tigt ist und tat­säch­lich einen sol­chen Bei­trag dar­stellt. Mit die­ser Erklä­rung wol­len wir begrün­den, war­um wir zu der Schluss­fol­ge­rung gekom­men sind, eine vom Bun­des­ver­band unab­hän­gi­ge Struk­tur zu schaf­fen.

Noch trau­ri­ge­rer Zustand als in der Par­tei

Der Bun­des­ver­band der links­ju­gend [‘solid] gibt lei­der ein noch trau­ri­ge­res Bild als sei­ne, sich eben­falls in der Kri­se befin­den­den Mut­ter­par­tei DIE LINKE ab. Seit Jah­ren gilt auf Bun­des­ebe­ne und in den meis­ten Lan­des­ver­bän­de die eher unge­wöhn­li­che Regel, dass der Jugend­ver­band poli­tisch noch ange­pass­ter und unat­trak­ti­ver ist als die Par­tei; wur­den vom Bun­des­ver­band kei­ne ernst­haf­ten Kam­pa­gnen zum Ver­bands­auf­bau orga­ni­siert – geschwei­ge denn damit sozia­lis­ti­sche Ideen unter Schüler*innen, Stu­die­ren­den oder jun­gen Beschäf­tig­ten ver­brei­tet. Abseits sozia­ler Medi­en und lin­ker Zir­kel spie­len Bekennt­nis­se zum Sozia­lis­mus kei­ne wirk­li­che Rol­le für die Pra­xis. In den größ­ten sozia­len Bewe­gun­gen und Kämp­fen der letz­ten Jah­re war der Bun­des­ver­band qua­si unsicht­bar. Trotz der Betei­li­gung vie­ler indi­vi­du­el­ler Genoss*innen spiel­te er ent­we­der kei­ne prak­tisch rele­van­te und/oder kei­ne poli­tisch eigen­stän­di­ge Rol­le, in dem Sin­ne Vor­schlä­ge für Kämp­fe oder sozia­lis­ti­sche Posi­tio­nen in die Bewe­gung zu tra­gen. Ämter im Jugend­ver­band wer­den hin­ge­gen viel zu oft als Kar­rie­re­sprung­bret­ter für den eige­nen poli­ti­schen Lebens­lauf statt für den Auf­bau eines kämp­fe­ri­schen Ver­ban­des genutzt. Das dürf­te eine Erklä­rung dafür sein, war­um der sich seit Jah­ren voll­zie­hen­de Anpas­sungs­kurs der LINKEN, ins­be­son­de­re die Betei­li­gun­gen an Regie­run­gen mit pro-kapi­ta­lis­ti­schen Par­tei­en, auf so wenig Kri­tik bei füh­ren­den Mit­glie­dern im Bun­des­ver­band und in vie­len Lan­des­ver­bän­den stößt. Der seit Jah­ren unfass­ba­re Zustand, dass anti­deut­sche Kräf­te regel­mä­ßig mit ras­sis­ti­schen, islam­feind­li­chen Aus­fäl­len auf sich auf­merk­sam machen kön­nen, wird nicht nur gedul­det, son­dern die­se Per­so­nen kön­nen sogar Füh­rungs­po­si­tio­nen beklei­den. Die Stim­mung unter vie­len Genoss*innen und die Dis­kus­si­ons­kul­tur im Ver­band sind glei­cher­ma­ßen im Kel­ler.

Ver­sa­gen ange­sichts neu­er poli­ti­scher Her­aus­for­de­run­gen

Wir haben unse­re Kri­tik an die­sen Ent­wick­lun­gen, den Mehr­heits­po­si­tio­nen und am gene­rel­len Kurs der links­ju­gend [’solid] seit Jah­ren for­mu­liert. Die letz­ten Mona­te haben noch­mal beson­de­re poli­ti­sche Her­aus­for­de­run­gen auf­ge­wor­fen. Auch auf die­se hat der Bun­des­ver­band mit fal­schen Posi­tio­nie­run­gen reagiert. So gab er dem Druck nach, kei­ne unab­hän­gi­ge Klas­sen­po­si­ti­on in der Hal­tung zum Ukrai­ne-Krieg ein­zu­neh­men. Es ist kei­ne Fra­ge, dass der rus­si­sche Angriffs­krieg zu ver­ur­tei­len ist und Putin damit impe­ria­lis­ti­sche Inter­es­sen ver­folgt, wie es der letz­te Bun­des­kon­gress getan hat. Doch es reicht nicht aus, im Gegen­zug nur zuzu­ge­ste­hen, dass das im „Kon­text inner­im­pe­ria­lis­ti­scher Kon­flik­te“ statt­fin­det und auch „der Wes­ten ver­sucht, die Ukrai­ne in eige­ne impe­ria­le Lager zu zie­hen“, wenn man sich im sel­ben Atem­zug mit dem „auf ver­schie­de­nen Wegen sich arti­ku­lie­ren­den Wider­stand der ukrai­ni­schen Bevöl­ke­rung“ soli­da­ri­siert.[1] Denn das schließt die Soli­da­ri­sie­rung mit dem neo­li­be­ra­len, vom west­li­chen Impe­ria­lis­mus unter­stütz­ten Selen­sky-Regime und sei­ner Armee bis hin zu den teils faschis­ti­schen Asow-Struk­tu­ren ein, die Teil die­ser Armee sind. Die­se Kräf­te haben das Selbst­be­stim­mungs­recht u.a. der rus­sisch­spra­chi­gen Bevöl­ke­rung mit Füßen getre­ten. So sehr es ein Recht auf Selbst­ver­tei­di­gung der Arbeiter*innenklasse und Unter­drück­ten­in der Ukrai­ne gibt (und zwar für alle Tei­le), so wenig dür­fen sich Sozialist*innen mit sol­chen Kräf­ten soli­da­ri­sie­ren. Es ist ein Armuts­zeug­nis, dass in die­sem Zusam­men­hang das expli­zi­te Nein zu Rüs­tungs­expor­ten an die­se pro-kapi­ta­lis­ti­schen Kräf­te kei­ne Mehr­heit fand. Eben­so ist es falsch zu hof­fen, über „effek­ti­ve Sank­tio­nen gegen Russ­land, wel­che vor allem den Macht­ap­pa­rat Putins […] als Ziel haben“[2], den Krieg zu been­den. Mit einer sol­chen Posi­tio­nie­rung ver­leiht man letzt­lich den rea­len Sank­tio­nen des Wes­tens, deren Fol­gen vor allem die Arbeiter*innenklasse in Russ­land und welt­weit zu spü­ren bekom­men, eine grund­sätz­li­che Recht­fer­ti­gung, statt zu erklä­ren, dass die­se abzu­leh­nen sind.

Beson­de­re Blü­ten treibt mitt­ler­wei­le auch das im Bun­des­ver­band vor­herr­schen­de Ver­ständ­nis vom Kampf gegen Dis­kri­mi­nie­rung, wel­ches wir als „Iden­ti­täts­po­li­tik“ bezeich­nen wür­den. Auch wenn sie für jun­ge Men­schen ein Aus­gangs­punkt in ihrer Poli­ti­sie­rung sein kön­nen, ver­wi­schen die­se Ideen die Ver­ant­wor­tung des kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems für Dis­kri­mi­nie­rung. Sie brin­gen damit nicht den not­wen­di­gen Kampf gegen Unter­drü­ckung und Dis­kri­mi­nie­rung wei­ter, son­dern ver­schär­fen die Spal­tung in der Arbeiter*innenklasse und zwi­schen unter­drück­ten Grup­pen, wenn Unter­drü­ckungs­for­men ledig­lich kata­lo­gi­siert wer­den. Der Kampf gegen Unter­drü­ckung wird dabei nicht mit dem Kampf für gemein­sa­me sozia­le Inter­es­sen ver­bun­den. Iden­ti­täts­po­li­tik wird dafür im Bun­des­ver­band regel­mä­ßig für die eige­ne poli­ti­sche Agen­da aus­ge­nutzt. Auf dem letz­ten Bun­des­kon­gress konn­te eine Mehr­heit im „Ple­num von von Ras­sis­mus Betrof­fe­nen“ durch­set­zen, dass auf dem Bun­des­kon­gress kei­ne wei­te­ren Äuße­run­gen erlaubt sind, wel­che zum Bei­spiel die Sank­tio­nen gegen Russ­land als eine Ursa­che der aktu­el­len Infla­ti­on benen­nen oder einen Zusam­men­hang zwi­schen dem Agie­ren der NATO in den letz­ten Jah­ren und dem rus­si­schen Krieg in der Ukrai­ne her­stel­len. Eben­so falsch ist die Hal­tung, die sich im Jugend­ver­band zum Umgang mit Vor­wür­fen sexis­ti­schen Fehl­ver­hal­tens ver­brei­tet hat. Zum Bei­spiel wur­de auf dem FLIN­TA-Ple­num[3] des letz­ten Bun­des­kon­gress ein Antrag abge­lehnt, der sich für unab­hän­gi­ge Unter­su­chun­gen sol­cher Vor­wür­fe aus­spricht. So wie wir eine Rela­ti­vie­rung der Pro­ble­me von Sexis­mus und Macht­miss­brauch in der Par­tei, die sich unter dem Hash­tag #Lin­ke­Me­Too offen­bart haben, zurück­wei­sen und eine umfas­sen­de und unab­hän­gi­ge Unter­su­chung aller Vor­wür­fe gefor­dert haben, wei­sen wir die mitt­ler­wei­le im Bun­des­ver­band domi­nie­ren­de Logik der Defi­ni­ti­ons­macht zurück, die sol­che unab­hän­gi­gen Unter­su­chun­gen von Vor­wür­fen, die Ver­tei­di­gung von Ange­klag­ten und die Unschulds­ver­mu­tung aus­schlie­ßen. Wir wol­len dis­ku­tie­ren, wie wir am bes­ten mit die­ser Situa­ti­on umge­hen, und laden alle, die zu ähn­li­chen Schlüs­sen kom­men, dazu ein.

Nicht refor­mier­bar

Die­se Ent­wick­lun­gen und Pro­ble­me gibt es nicht erst seit ges­tern. Wir haben sie in den letz­ten Jah­ren immer wie­der an ver­schie­de­ner Stel­le kri­ti­siert. Doch Quan­ti­tät kann in Qua­li­tät umschla­gen. Zuletzt muss­ten wir ver­mehrt fest­stel­len, dass die Zuge­hö­rig­keit zum Bun­des­ver­band eine Hür­de dar­stell­te, um jun­ge Men­schen für eine Mit­ar­beit in unse­ren Struk­tu­ren zu gewinnen.Das hat sicher­lich auch mit der Kri­se der Par­tei zu tun. Aber wir muss­ten auch fest­stel­len, dass sich sehr vie­le Mit­glie­der drän­gen­der als in der Ver­gan­gen­heit die Fra­ge stel­len, wel­chen Sinn die Arbeit in die­sem Ver­band eigent­lich noch macht und eini­ge die­se Fra­ge indi­vi­du­ell mit ihrem Aus­tritt beant­wor­tet haben.

Mit der sich ver­schär­fen­den Kri­se des Kapi­ta­lis­mus und der drin­gen­den Not­wen­dig­keit, die­ses Sys­tem auf den Müll­hau­fen der Geschich­te zu wer­fen, wächst auch der Wider­spruch zur offen­kun­di­gen Unzu­läng­lich­keit des Bun­des­ver­bands, zu die­ser Auf­ga­be einen sinn­vol­len Bei­trag zu leis­ten. Doch wir stel­len nicht nur mehr die­se Unzu­läng­lich­keit fest. Die Viel­zahl unso­li­da­risch geführ­ter Dis­kus­sio­nen und die gegen jede Kri­tik feind­lich gestimm­te Atmo­sphä­re auf Bun­des­kon­gres­sen oder ähn­li­chen Ver­an­stal­tun­gen, die wie­der­hol­ten Aus­schluss­ver­su­che und büro­kra­ti­schen Metho­den gegen kri­ti­sche Stim­men und Marxist*innen, das Fest­hal­ten an der fal­schen Aus­rich­tung und die­sen Metho­den trotz der anhal­ten­den Kri­se des Ver­bands – die­se und mehr Erfah­run­gen die­ser Art aus den letz­ten Jah­ren zei­gen uns, dass die­ser Bun­des­ver­band nicht refor­mier­bar ist.

Wir brau­chen etwas Neu­es!

Wir haben lan­ge für einen kämp­fe­ri­schen, demo­kra­ti­schen und sozia­lis­ti­schen Jugend­ver­band gekämpft. Die­sen Kampf wol­len und wer­den wir fort­set­zen, aber wir stel­len fest, dass die­ser Bun­des­ver­band kein geeig­ne­ter Rah­men mehr dafür ist. Wir brau­chen etwas Neu­es! Wir wol­len wei­ter für die mar­xis­ti­schen Posi­tio­nen ein­tre­ten, die wir in den letz­ten Jah­ren als BAK Revo­lu­tio­nä­re Lin­ke und unter ande­rem in den Landessprecher*innenräten von Nord­rhein-West­fa­len und Rhein­land-Pfalz ver­tre­ten haben und die geeig­net sind, einen Bei­trag zum Auf­bau eines gro­ßen sozia­lis­ti­schen Jugend­ver­bands zu leis­ten.

Mit „Jugend für Sozia­lis­mus“ wol­len wir eine neue bun­des­wei­te Struk­tur schaf­fen – unab­hän­gig vom Bun­des­ver­band. Wir laden alle links­ju­gend-Basis­grup­pen und ‑Mit­glie­der ein, die unse­re Kri­tik am Bun­des­ver­band tei­len, sich ihr anzu­schlie­ßen. Dafür ist es nicht nötig, aus der links­ju­gend [’solid] aus­zu­tre­ten. Doch wir hal­ten es nicht für sinn­voll, den Kampf, um den Bun­des­ver­band fort­zu­füh­ren und wol­len vor allem auch an bis­her unor­ga­ni­sier­te Jugend­li­che her­an­tre­ten, um sie für sozia­lis­ti­sche Ideen zu gewin­nen.

Wir hal­ten an dem Ziel fest, eine sozia­lis­ti­sche Arbeiter*innenmassenpartei auf­zu­bau­en. In der LINKEN sind tau­sen­de Aktivist*innen orga­ni­siert, von denen vie­le eine Rol­le beim Auf­bau einer sol­chen Par­tei in Zukunft spie­len könn­ten. Des­halb wer­den wir wei­ter die LINKE kri­tisch unter­stüt­zen. Aber es ist offen, wie sich die Kri­se in der Par­tei wei­ter ent­wi­ckeln wird. Uns ist bewusst, dass die Par­tei am Abgrund steht und eine Spal­tung immer wahr­schein­li­cher scheint. Da es bis­her noch kei­ne ande­re gro­ße lin­ke Alter­na­ti­ve gibt, wer­den wir uns wei­ter in der Par­tei sowohl für den so drin­gend nöti­gen sozia­lis­ti­schen und oppo­si­tio­nel­len Kurs­wech­sel ein­set­zen und den Regie­rungs­be­tei­li­gun­gen mit pro-kapi­ta­lis­ti­schen Par­tei­en und der Anpas­sung an SPD und Grü­ne als auch den „links­kon­ser­va­ti­ven“ Ideen von Sahra Wagen­knecht ent­ge­gen­tre­ten, die zum aktu­el­len Kurs kei­ne lin­ke Alter­na­ti­ve dar­stel­len.

Vie­le Genoss*innen haben viel Zeit und Arbeit in den Auf­bau eines sozia­lis­ti­schen Jugend­ver­bands gesteckt. So trau­rig die Ein­sicht auch ist, dass die­ser Bun­des­ver­band nicht mehr zu ret­ten ist: Die sich ver­tie­fen­de Kri­se des Kapi­ta­lis­mus führt aktu­ell zu vie­len Her­aus­for­de­run­gen, aber frü­her oder spä­ter auch zu neu­en Chan­cen, um mas­sen­haft Jugend­li­che für sozia­lis­ti­sche Ideen zu gewin­nen.


[1] https://www.linksjugend-solid.de/beschluss/krieg-und-frieden-in-der-ukraine/

[2] https://www.linksjugend-solid.de/beschluss/programm-gegen-preissteigerungen-und-energiekrise/

[3] FLINTA = Frau­en, Les­ben, Inter‑, Non­bi­nä­re, Trans- und Agen­der.

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