„Es muss nicht bleiben, wie es ist“

Sozia­lis­ti­sches Pfingst­camp und Grün­dungs­kon­fe­renz von „Jugend für Sozia­lis­mus“

Ein auf­re­gen­des, dis­kus­si­ons­rei­ches aber vor allem sehr moti­vie­ren­des Pfingst­wo­chen­en­de liegt hin­ter uns. An die­sem fand nicht nur zum fünf­ten Mal das Sozia­lis­ti­sche Pfingst­camp in Essen-Wer­den statt, son­dern auch die ers­te Bun­des­kon­fe­renz von „Jugend für Sozia­lis­mus“. Zu die­sem Anlass kamen über hun­dert Jugend­li­che zusam­men, um über die Kri­se des Kapi­ta­lis­mus und die sozia­lis­ti­sche Ver­än­de­rung der Welt zu dis­ku­tie­ren.

In zahl­rei­chen Work­shops und drei Podi­ums­dis­kus­sio­nen wur­de ange­regt debat­tiert und Ideen und Erfah­run­gen aus­ge­tauscht. So wur­den theo­re­ti­sche Grund­la­gen ver­mit­telt zur Ein­füh­rung in den Mar­xis­mus, dem Zusam­men­hang von Krieg und Kapi­ta­lis­mus und wie wir als Sozialist*innen Unter­drü­ckung und Dis­kri­mi­nie­rung übwer­win­den wol­len. Ein beson­de­rer Fokus lag auf der aktu­el­len Streik­wel­le in Euro­pa, die das schritt­wei­se Erwa­chen der Arbeiter*innenbewegung zeigt. Zu Gast waren Aktivist*innen aus Eng­land und Frank­reich sowie Kolleg*innen aus Deutsch­land, die von ihren Erfah­run­gen auf Streik­pos­ten, Tarif­aus­ein­an­der­set­zun­gen und Mas­sen­pro­tes­ten der letz­ten Mona­te berich­te­ten. Auf den Podi­en wur­den die Fra­gen dis­ku­tiert, wie die Gewerk­schaf­ten wei­ter in die Offen­si­ve kom­men kön­nen und wie wir sie zu kämp­fe­ri­schen und demo­kra­ti­schen Orga­ni­sa­tio­nen umge­stal­ten kön­nen, wie Umwelt- und Arbeiter*innenbewegung zusam­men­ge­führt wer­den kön­nen und wel­che Par­tei es braucht, um die­se Kämp­fe zusam­men­zu­füh­ren und das kapi­ta­lis­ti­sche Sys­tem end­gül­tig zu über­win­den. Beson­ders wert­voll war dabei auch der Aus­tausch mit einer Podi­ums­teil­neh­me­rin von „Lüt­zer­ath lebt“, die von ihren Leh­ren nach der Räu­mung der Beset­zung berich­te­te. Die­ser Aus­tausch ist wich­tig, damit wir über unse­re Grup­pen hin­aus Stra­te­gien und For­de­run­gen dis­ku­tie­ren kön­nen.

Unser Anspruch ist es, einen sozia­lis­ti­schen Jugend­ver­band auf­zu­bau­en, der sich poli­ti­sie­ren­de Schüler*innen, Azu­bis, Stu­die­ren­de und jun­ge Arbeiter*innen orga­ni­siert und in Kämp­fe und Bewe­gun­gen ein­greift. Den Grund­stein dafür haben wir jetzt gelegt. Auf unse­rer Kon­fe­renz wur­den unser Pro­gramm und unse­re Sat­zung aus­gie­big dis­ku­tiert und beschlos­sen. Die­se sind für uns nicht nur hoh­le Doku­men­te, son­dern Anlei­tun­gen zur Ver­än­de­rung der Welt.

Im Pro­gramm legen wir dar, war­um wir den Kapi­ta­lis­mus als Wur­zel der Kri­sen unse­rer Zeit sehen. Wir müs­sen die­sen über­win­den, wenn wir eine lebens­wer­te Zukunft haben wol­len, auch wenn die­ser Schluss kei­ne Not­wen­dig­keit ist, um mit uns gegen die Miss­stän­de die­ses Sys­tems aktiv zu wer­den. Infla­ti­on, Nied­rig­löh­ne, Mie­ten­wahn­sinn, Krieg, Kli­ma­wan­del etc. prä­gen unser aktu­el­les Leben. Doch wir sind über­zeugt: Es muss nicht blei­ben, wie es ist! Die Welt ist ver­än­der­bar, wenn wir uns zusam­men­schlie­ßen und uns für unse­re Inter­es­sen ein­set­zen, gegen die Chefs der Ban­ken und Kon­zer­ne und Super­rei­chen. Unse­re Alter­na­ti­ve ist eine sozia­lis­ti­sche Demo­kra­tie, in der die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung dar­über bestimmt, wie und was pro­du­ziert wird und die Wirt­schaft nach den Bedürf­nis­sen von Mensch und Umwelt demo­kra­tisch geplant wird. Dies ist für uns kei­ne fer­ne Uto­pie, son­dern Aus­gangs­punkt unse­res poli­ti­schen Han­delns. Dabei gren­zen wir uns ab von den büro­kra­ti­schen Arbeiter*innenstaaten der Ver­gan­gen­heit, wie der DDR oder der UdSSR. Auch wenn die­se eini­ge Vor­tei­le gegen­über den kapi­ta­lis­ti­schen Staa­ten ihrer Zeit hat­ten, wur­den sie von einer büro­kra­ti­schen Schicht regiert, ohne Arbeiter*innendemokratie in den Betrie­ben und Räten.

Das Pro­gramm ent­hält des­halb nicht nur eine Rei­he an For­de­run­gen nach sozia­len Ver­bes­se­run­gen wie einem Min­dest­lohn von 15 Euro oder kos­ten­lo­se Bil­dung von KiTa bis zur Uni, son­dern auch Schrit­te zur Über­füh­rung der größ­ten Ban­ken und Kon­zer­ne in staat­li­ches Eigen­tum unter demo­kra­ti­scher Kon­trol­le und Ver­wal­tung durch die arbei­ten­de Bevöl­ke­rung. Um dies zu schaf­fen braucht es die größt­mög­li­che Ein­heit der Arbeiter*innenklasse und der Jugend, was den Kampf gegen Dis­kri­mi­nie­rung in Ver­bin­dung mit dem Kampf für sozia­le Ver­bes­se­run­gen beson­ders wich­tig macht. Dar­über hin­aus braucht es brei­te Orga­ni­sa­tio­nen der Arbeiter*innenklasse wie Par­tei­en und Gewerk­schaf­ten. Unse­re sozia­lis­ti­schen Ideen tra­gen wir des­halb in DIE LINKE, Gewerk­schaf­ten und sozia­le Bewe­gun­gen hin­ein. Wir sehen es wei­ter­hin als posi­tiv an, dass es DIE LINKE im Bun­des­tag gibt, doch steckt die Par­tei in einer tie­fen Kri­se, was den Auf­bau einer neu­en Arbeiter*innenpartei mit sozia­lis­ti­scher Aus­rich­tung statt Regie­rungs­kurs immer not­wen­di­ger macht. Dar­auf bie­ten weder der Flü­gel um Wagen­knecht noch die Untersützer*innen von R2G eine Ant­wort.

Damit wir die­se Zie­le auch ange­hen kön­nen, wur­de auch über zukünf­ti­ge Aktio­nen und Arbeits­fel­der gespro­chen. Wir sehen die lau­fen­den wie bevor­ste­hen­den Tarif­run­den als zen­tra­le Punk­te an, wo Azu­bis und jun­ge Arbeiter*innen aktiv wer­den. Unse­re Mit­glie­der wer­den des­halb auch auf­kom­men­de Streiks wie bei der Bahn, dem Han­del oder den stu­den­ti­schen Beschäf­tig­ten wei­ter­hin unter­stüt­zen und ver­su­chen vor­an­zu­brin­gen. Initia­ti­ven wie #wir­fah­ren­zu­sam­men, wel­che Bahn­be­schäf­tig­te und Kli­ma­be­we­gung zusam­men­füh­ren möch­te, sehen wir eben­falls als posi­ti­ve Ent­wick­lun­gen an, an der wir mit unse­ren For­de­run­gen und Aktio­nen anknüp­fen wol­len. Der neu­ge­wähl­te sie­ben­köp­fi­ge Vor­stand beginnt jetzt mit der Umset­zung des Ergeb­nis­ses die­ser Dis­kus­sio­nen, um Kam­pa­gnen und Mate­ri­al zu erstel­len, bei der sich die Orts­grup­pen und neue Mit­glie­der natür­lich betei­li­gen sol­len. 

Wir haben bereits eine Rei­he von akti­ven Orts­grup­pen in Aachen, Ber­lin, Dort­mund, Hamm, Kai­sers­lau­tern und Mainz. Auch in ande­ren Orten wie Dres­den, Hei­del­berg, Mann­heim und Stutt­gart wur­de mit Akti­vi­tä­ten gestar­tet, hin­zu kom­men jetzt auch Neu­mit­glie­der aus der Nähe von Bre­men, Chem­nitz und eini­gen Orten aus NRW, die mit dem Auf­bau von JfS-Grup­pen begin­nen wol­len. Der Kampf für eine Ver­än­de­rung der Gesell­schaft fin­det auf der Stra­ße statt. Des­halb wol­len wir uns orga­ni­sie­ren, schu­len und aktiv in Streiks, Pro­tes­te und Bewe­gun­gen ein­grei­fen oder die­se selbst star­ten und vor­an­brin­gen. Wenn du auch nicht mehr nur ein­fach zuschau­en möch­test, wie die Welt im Kapi­ta­lis­mus jeden Tag ein biss­chen furcht­ba­rer wird, mel­de dich bei uns! Wir brin­gen dich mit JfS-Mit­glie­dern in dei­ner Regi­on in Kon­takt oder hel­fen dir, eine Grup­pe und Aktio­nen zu star­ten. Eine sozia­lis­ti­sche Ver­än­de­rung der Welt ist Not­wen­dig­keit, also fan­gen wir jetzt damit an!