Für Meinungsfreiheit statt Verboten an Berliner Schulen

Kri­tik am Staat Isra­el ist kein Anti­se­mi­tis­mus!

Flug­blatt der Jugend für Sozia­lis­mus Orts­grup­pe Ber­lin

Die Bil­der aus Isra­el und Paläs­ti­na in den ver­gan­ge­nen Tagen sind scho­ckie­rend. Tau­sen­de Men­schen haben auf bei­den Sei­ten ihr Leben ver­lo­ren und sind schwer ver­letzt wor­den. Hun­dert­tau­sen­de sind auf der Flucht.

Vie­le unse­rer paläs­ti­nen­si­schen Mitschüler*innen haben Ver­wand­te und Freund*innen im Gaza-Strei­fen und sind direkt betrof­fen. Unse­ren jüdi­schen Mitschüler*innen geht es ähn­lich und sie haben Angst vor anti­se­mi­ti­schen Über­grif­fen. Unse­re paläs­ti­nen­si­schen Mitschüler*innen Sor­gen, Trau­er und Ängs­te dür­fen sie aber nicht in glei­cher Art und Wei­se zum Aus­druck brin­gen. Wäh­rend die Fah­ne des Staats Isra­el gera­de all­ge­gen­wär­tig ist, wer­den paläs­ti­nen­si­sche Schüler*innen dar­an gehin­dert, ihre Mei­nung frei zu äußern.

In einem Rund­schrei­ben an die Ber­li­ner Schul­lei­tun­gen hat die Bil­dungs­se­na­to­rin Gün­ther-Wünsch (CDU) mit­ge­teilt, dass auch „Sym­bo­le, Ges­ten und Mei­nungs­äu­ße­run­gen, die die Gren­ze zur Straf­bar­keit noch nicht errei­chen“ ver­bo­ten wer­den kön­nen, zum Bei­spiel das Tra­gen des Paläs­ti­nen­ser­tuchs oder Auf­kle­ber und Sti­cker mit Auf­schrif­ten wie „Free Pal­es­ti­ne”. Bei Ver­stö­ßen dro­hen Schüler*innen Tadel, aber auch Ver­wei­se oder sogar Aus­schlüs­se vom Unter­richt.

Das ist für unse­re paläs­ti­nen­si­schen und ara­bi­schen Mitschüler*innen dis­kri­mi­nie­rend und demü­ti­gend. Sie kom­men oft­mals aus Fami­li­en, die aus ihrer Hei­mat flie­hen muss­ten und müs­sen seit Jahr­zehn­ten die Besat­zung bzw. Bela­ge­rung ihrer Hei­mat mit­an­se­hen. In Deutsch­land sind sie von anti­mus­li­mi­schem Ras­sis­mus betrof­fen. Und statt sie zu unter­stüt­zen, setzt die Bil­dungs­se­na­to­rin dem Gan­zen noch die Kro­ne auf.

Wir sagen klar: Soli­da­ri­tät mit der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung und Kri­tik am Staat Isra­el sind kein Anti­se­mi­tis­mus!

Die Ereig­nis­se in Isra­el und Paläs­ti­na lösen bei uns unter­schied­li­che Emo­tio­nen aus, weil wir einen unter­schied­li­chen Bezug und unter­schied­li­che Mei­nun­gen dazu haben. Dar­auf müs­sen Lehrer*innen und Schul­lei­tun­gen Rück­sicht neh­men und soli­da­ri­sche Räu­me schaf­fen, in denen über unter­schied­li­che Sicht­wei­sen dis­ku­tiert wer­den kann. Die Ant­wort dar­auf dür­fen kei­ne Ver­bo­te und kein Gene­ral­ver­dacht sein, dass Kri­tik am Staat Isra­el anti­se­mi­tisch sei.

Wir hal­ten den Angriff der Hamas auf israe­li­sche Zivilist*innen für ein Ver­bre­chen. Wir hal­ten die kol­lek­ti­ve Bestra­fung der Men­schen im Gaza-Strei­fen durch den Staat Isra­el auch für ein Ver­bre­chen. Wir sind dafür, dass die Men­schen in Frie­den und Selbst­be­stim­mung leben kön­nen. Vor­aus­set­zung dafür ist im Nahen Osten, dass der Staat Isra­el sei­ne Besatzungs‑, Sied­lungs- und Bela­ge­rungs­po­li­tik gegen die Palästinenser*innen been­det. Des­halb pro­tes­tie­ren wir gegen den Angriff auf Gaza und die Poli­tik des Staa­tes Isra­el.

Hohe Poli­zei­prä­sez in Ber­lin Nekölln

Ras­sis­mus stop­pen!

Wir weh­ren uns dage­gen, dass Men­schen mit mus­li­mi­schem Hin­ter­grund oder Glau­ben unter Gene­ral­ver­dacht gestellt wer­den und mit den­je­ni­gen in einen Topf gewor­fen wer­den, die den rech­ten poli­ti­schen Islam ver­tre­ten und die Reli­gi­on miss­brau­chen, um ihre eige­nen poli­ti­schen Macht­zie­le zu ver­fol­gen. Kommt es tat­säch­lich zu anti­se­mi­ti­schen Angrif­fen, leh­nen wir dies natür­lich strickt ab. Wenn jedoch jetzt Soli­da­ri­tät mit den Palästinenser*innen mit Anti­se­mi­tis­mus gleich­ge­setzt wird und dazu füh­ren soll, dass Men­schen sogar abge­scho­ben wer­den sol­len, sagen wir: Nein!

Anti­se­mi­tis­mus ist kein impor­tier­tes Pro­blem. Schon vor dem Krieg in Gaza fie­len deut­sche Politiker*innen, wie Höcke mit anti­se­mi­ti­sche Aus­sa­gen auf, der das Holo­caust Denk­mal als “Denk­mal der Schan­de” bezeich­ne­te. Auch in der Poli­zei wur­den immer wie­der Fäl­le von ras­sis­ti­schen Chat­grup­pen und Gewalt gegen migran­ti­sche Jugend­li­che bekannt.

Das Pro­blem heißt: Kapi­ta­lis­mus!

All dies zeigt: die Het­ze gegen migran­ti­sche Men­schen und all jene, die Kri­tik äußern an der Kol­lek­tiv­be­stra­fung der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung für die Ver­bre­chen der Hamas, lei­tet sich nicht aus einer auf­rich­ti­gen Sor­ge der bür­ger­li­chen Politiker*innen um Anti­se­mi­tis­mus in Deutsch­land ab. Kri­tik an der bedin­gungs­lo­sen Unter­stüt­zung Isra­els soll viel­mehr dif­fa­miert wer­den.

Grund dafür sind die impe­ria­lis­ti­schen Inter­es­sen des Wes­ten, die Isra­el als ihren Vor­pos­ten in der Regi­on sehen. Die­ser Kon­flikt wird sich daher nicht im Rah­men des Kapi­ta­lis­mus lösen las­sen. Kapi­ta­lis­mus wird immer wie­der zu Krieg und Ras­sis­mus füh­ren, es ist qua­si die DNA die­ses Sys­tems. Jugend für Sozia­lis­mus steht des­we­gen ein für ein unab­hän­gi­ges und sozia­lis­ti­sches Paläs­ti­na neben einem sozia­lis­ti­schen Isra­el. Die ein­fa­che Bevöl­ke­rung auf bei­den Sei­ten hat kein Inter­es­se an die­sem Krieg. Sie hat aber die Macht, ihn zu been­den! Genau­so kämp­fen wir in Deutsch­land gegen die ras­sis­ti­sche Spal­tung der Arbeiter*innenklasse und Jugend.

Wir for­den:

  • Rück­nah­me der Ver­bo­te an Ber­li­ner Schu­len! Kri­tik an der israe­li­schen Regie­rung ist kein Anti­se­mi­tis­mus! Für freie Mei­nungs­äu­ße­rung an unse­ren Schu­len!
  • Für das Recht auf Pro­test gegen den Krieg im Nahen Osten!
  • Eine Aus­ar­bei­tung eines Unter­richts­kon­zepts zum Nahen Osten unter Ein­be­zie­hung der GEW, von Eltern­ver­bän­den, Schüler*innenvertretungen, sowie paläs­ti­nen­si­schen und jüdi­schen Ver­bän­den!
  • Nein zum Krieg und Ter­ror im Nahen Osten! Für ein sofor­ti­ges Ende des Angriffs auf Gaza. Frie­den und Selbst­be­stim­mung durch Sozia­lis­mus!