Unser Genosse Lars (Jugend für Sozialismus Berlin) konnte in der aktuellen Ausgabe seiner Schüler*innenzweitung die “Sternengucker” einen Artikel über Jugend für Sozialismus beisteuern. Wir spiegeln hiermit diesen Artikel:
Zwischen Pessimismus und Revolution — Jugend für Sozialismus
Krise, Krise, Krise, …
Umfragen zufolge stimmten 2022 86% der Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren der Aussage zu: „Ich mache mir Sorgen um die Zukunft” und lediglich 8% waren der Auffassung, dass es ihren Kindern einmal besser gehen würde als ihnen selbst. Erschreckende Zahlen, die sich jedoch mit meinen Eindrücken durch Gespräche mit Altersgenoss*innen decken.
Für jene pessimistische Zukunftsvorstellungen mag es auch allerlei Anhaltspunkte geben. Aktuell jagt eine Krise die nächste! Kaum öffnet man die Nachrichten oder eine Social-Media-Plattform seiner Wahl, ist man mit der harten Realität konfrontiert. Hier eine Naturkatastrophe, da der nächste gebrochene Hitzerekord, darüber hinaus Berichte über Dürren und Ernteausfälle, während andere Orte von Überschwemmungen geplagt sind. Und irgendwie macht niemand in verantwortlichen Positionen der Wirtschaft und Politik so wirklich etwas gegen die Ursache für zunehmende Naturkatastrophen: die Klimakrise.
Bei der aktuellen Krisensituation sind die Corona-Pandemie und Warnungen vor weiteren Zoonosen nicht zu vergessen, bedingt durch den rücksichtslos-profitgetriebenen Raubbau an der Natur. Zudem sehen wir imperialistisch geführte Kriege, die damit einhergehenden Aufrufe der Regierungen zur weiteren Aufrüstung und zunehmende geopolitische Spannungen zwischen nicht mehr bi‑, sondern multipolaren Blöcken.
Die soziale Spaltung zwischen Arm und Reich nimmt immer weiter zu: 43,3% des Gesamtvermögens konzentriert sich auf 1% der Weltbevölkerung! Deutschland ist trotz vielseitig gepriesener „sozialer Marktwirtschaft“ eines der Länder unter den politischen Demokratien mit der größten Vermögensungleichheit. Zwei Familien besitzen hier über die Hälfte des Vermögens, während sich ärmere Familien im Winter zwischen Heizung und Brot entscheiden mussten!
Bei all den Krisen sei die Frage gestellt: Ist das Zufall oder hat das schon System?
Die Krise hat einen Namen: Kapitalismus
Zu meinen, dass all die Missstände und Ungerechtigkeiten mit globalem Ausmaß nicht daraus resultieren würden, wie die Welt gestrickt ist sprich, wie wir wirtschaften und Waren produzieren, wie Reichtum und Vermögen generiert wird grenzt an Realitätsverweigerung.
Im Kapitalismus steht – wie der Name schon sagt – vor allem das „Kapital“ (= alle Ressourcen, die zur Produktion nötig sind) und sein Einsatz im gewinnbringendsten Maße im Vordergrund. Die Frage, die demnach bei jedweder Produktion von Waren gestellt wird, lautet: „Wie schaffe ich es, mit so wenig Kosten wie nötig, so viel Gewinn wie möglich herauszuholen?“ Diejenigen, die sich am meisten diese Frage stellen, sind diejenigen, die auch über das Kapital verfügen und somit den Produktionsprozess bestimmen. Da sie im Besitz der Produktionsmittel (des Kapitals) sind, nennt man sie auch „Kapitalist*innen“. Sie machen nur einen kleinen Teil der Gesellschaft aus. Ihnen gegenüber steht eine breite Masse der Bevölkerung, die Arbeiter*innen. Gemeint sind diejenigen Leute, die selbst keine Produktionsmittel (Fabriken, Firmen, Ländereien, Ressourcen, …) besitzen und ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um sich menschliche Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, einen Wohnort, Kleidung etc. leisten zu können.
Um nun aber größtmöglichen Profit aus der Produktion zu schlagen, ist es einzig logisch, dass es zur Vernachlässigung anderer Bereiche kommt, die bei Berücksichtigung profitschmälernde Auswirkungen hätten. So z.B. die Auszahlungen fairer Löhne (Schlagwort: Mehrwertaneignung) und gute Arbeitsbedingungen, ökologische Nachhaltigkeit sowie Einsparung von Treibhausgasemissionen, die die Klimakrise vorantreiben.
Neben dem Merkmal des privaten Besitzes über Produktionsmittel und der Profitmaximierung ist eine kapitalistische Gesellschaft auch von ständiger Konkurrenz geprägt. Sicher habt ihr schon einmal den Begriff „Ellenbogengesellschaft“ gehört. Konkurrenz findet sowohl in der Arbeiter*innenklasse um Arbeitsplätze, aber vor allem unter Unternehmer*innen/Kapitalist*innen statt. Diese Konkurrenz breitet sich jedoch ebenso auf Staaten aus, wenn es z.B. darum geht, der nationalen Wirtschaft breiten Zugang zu Ressourcen (wie Erdöl, Agrarflächen, Wasser, Erze, …) und/oder Absatzmärkte zu sichern. Es kommt nicht selten vor, dass aus dieser Konkurrenz kriegerische Konflikte entstehen.
Es muss nicht bleiben, wie es ist! –Jugend für Sozialismus
Doch sich biedermeierartig aus der Politik zurückzuziehen oder darauf zu hoffen, dass eines Tages wie von Gotteshand alles gut werden würde, hilft niemandem weiter und führt dazu, dass die sowieso schon miserable Situation nur noch miserabler wird, weil eben nicht interveniert wird. Nein, viel mehr müsste man gerade wegen der aktuellen multiplen Krisensituation zur Einsicht kommen, dass es eine strukturelle Veränderung und Neuordnung benötigt! Statt der momentan herrschenden Prinzipien, die darauf ausgerichtet sind, die Gesellschaft zu spalten, Profite zu maximieren und den Konkurrenzdruck zu verschärfen, müssen zukünftig Prinzipien wie das Gemeinwohl, die tatsächlichen Bedürfnisse und eine gemeinsame (internationale) Kooperation im Zentrum der gesellschaftlichen Prozesse und des Wirtschaftens stehen! Genannte Prinzipien sind grundlegend für den „demokratischen Sozialismus“.
„In einer sozialistischen Demokratie wären die großen Banken und Konzerne in Gemeineigentum und würden demokratisch durch die arbeitende Bevölkerung kontrolliert und verwaltet werden. Das hätte nichts mit dem Stalinismus und den bürokratischen Diktaturen, wie in der DDR, zu tun. Wir wollen eine Wirtschaft, die demokratisch von unten nach den Bedürfnissen der Bevölkerung und in Einklang mit der Umwelt geplant wird.“
Zu dieser Erkenntnis kommt der neu gegründete Jugendverband „Jugend für Sozialismus“ (JfS), mit welchem der Versuch gestartet werden soll, der Unzufriedenheit von Jugendlichen Ausdruck zu verleihen, sie zu vernetzen und somit gemeinsam für eine bessere Zukunft einzutreten, bspw. durch die Organisation von Protesten und Demonstrationen sowie die Unterstützung von Streiks und Gewerkschaften. Viele Aktive waren zuvor Mitglied im Jugendverband der LINKEN (Partei), der „linksjugend [’solid]“, doch sahen in ihm aufgrund einer zunehmenden Dominanz regierungsfreundlicher, reformistischer und antideutscher Kräfte und einer zum Teil von Ausschlussdrohungen geprägten Streitkultur, keine Zukunft mehr.
Bei JfS gründeten sich als Reaktion innerhalb weniger Monate Ortsgruppen in den verschiedensten Städten Deutschlands. Im Vorstand ist man überrascht darüber, was für eine Dynamik das neue Projekt angenommen hat. So konnte mitunter bereits ein Pfingstcamp in Essen organisiert werden, mit vielen spannenden Workshops und Besuch von Genoss*innen aus Frankreich und England, die von den gewaltigen Streikwellen der Arbeiter*innen berichtet haben.
Falls dich das Projekt interessieren sollte und du genug vom Dauerkrisenzustand hast, findest du weitere Informationen auf Instagram unter „jugendfürsozialismus“ bzw. „jfs_berlin“ oder auf www.jugend-fuer-sozialismus.