Zwischen Leistungsdruck und Lernhetze — Kapitalismus raus aus den Schulen!

Wenn ich mich vor mei­ner Fami­lie über die Schu­le auf­re­ge, ent­geg­ne­te man mir häu­fig: “Genie­ße die Zeit, so lan­ge du kannst, spä­ter wirst du die Schu­le ver­mis­sen!” Doch ehr­li­cher­wei­se weiß ich nicht, ob das für das Schul­sys­tem oder gegen unse­re momen­ta­ne Arbeits­welt spre­chen soll.

Lars Becker, Ber­lin

Von Kin­des­bei­nen an wird uns in kapi­ta­lis­ti­scher Manier, nur eben in Bezug auf Noten, ver­mit­telt: “Hast du was, bist du was — hast du nichts, bist du nichts”.

Und dass man eben doch etwas ist, näm­lich ein*e gute*r Schüler*in, muss dann auch stän­dig unter Beweis gestellt wer­den. Durch unzäh­li­ge Tests, Klas­sen­ar­bei­ten und Klau­su­ren, die inner­halb kür­zes­ter Zeit nach­ein­an­der geschrie­ben wer­den (müs­sen?) und zusätz­lich neben­her im Unter­richt, schließ­lich müs­sen ja auch Mit­ar­beits­no­ten ver­teilt wer­den und das (Halb-)Jahresende war­tet nicht auf uns.

Für uns Schüler*innen heißt das: stän­di­ger psy­chi­scher Druck in jun­gen Jah­ren. Für die Lehrer*innen heißt das: immenser Arbeits­auf­wand, Demo­ti­va­ti­on und Burn­out.

Und wozu führt die­se Het­ze? Nach dem Schul­ab­schluss weiß der Groß­teil der Jugend­li­chen immer noch nicht, wohin mit sich. Schließ­lich kon­zen­trie­re man sich ledig­lich auf die all­ge­mei­ne Wis­sens­ver­mitt­lung, doch wer bestimmt über­haupt, was die­ses “All­ge­mein­wis­sen” ist? Ganz zu schwei­gen davon, dass durch Buli­mie-Ler­nen sowie­so fast alles wie­der ver­ges­sen wird und auf inhalt­lich zurück­ge­fal­le­ne Schüler*innen kei­ne Rück­sicht genom­men wird bzw. durch Zeit­druck genom­men wer­den kann.

Zudem ist die Spal­tung in der Schu­le extrem. Nicht nur zwi­schen den ver­schie­de­nen Klas­sen, selbst nach zwei Jah­ren Kurs­sys­tem war sie noch spür­bar, son­dern gera­de und vor allem zwi­schen den Leh­ren­den und Ler­nen­den.

Gegen all das heißt es ein Gegen­pro­gramm zu ent­wi­ckeln, beru­hend auf demo­kra­ti­scher Kon­trol­le und Bestim­mung durch Schüler*innen und Lehr­kräf­te, was die Lehr­stoff­ver­mitt­lung sowie die gene­rel­le Gestal­tung des Schul­kom­ple­xes angeht. Wir haben kein Inter­es­se an Lern­het­ze und Haus­halts­kür­zun­gen. Zeit dafür ein­zu­ste­hen!

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