Am Freitag, den 2. August fand die erste Veranstaltung von Jugend für Sozialismus Rostock statt. Wir trafen uns mit fünf Rostocker Genoss*innen und zwei Mitgliedern aus Berlin und Dresden. Zu Beginn hielten zwei Genossen einen kurzen Input zur Bedeutung von Jugendlichen im Kampf für den Sozialismus und über die Ziele und die Geschichte von Jugend für Sozialismus. Dabei ging es unter anderem darum, dass Jugendliche oft optimistischer und radikaler sind als ältere Teile der Arbeiter*innenbewegung, aber sich mit diesen anderen Teilen verbinden müssen, wenn sie ihre Ziele erreichen wollen. Viele geschichtliche Fortschritte wurden erreicht, weil Jugendliche an vorderster Front kämpften und breitere Bewegungen mitzogen. Heute gibt es aber keinen breiten sozialistischen Jugendverband, in dem sich junge Menschen massenhaft organisieren und in den Kämpfen der Arbeiter*innenbewegung für eine sozialistische Perspektive einstehen. Nach der Verbürgerlichung und dem Mitgliederverlust der Jusos ab 1989 gab es immer wieder einzelne Ansätze zu einer solchen Jugendorganisation, die aufflammten und abebbten, aber niemals an die Hunderttausenden oft proletarisch geprägten Mitglieder der Jungsozialisten vor dem Zusammenbruch des Stalinismus heranreichten. Auch die Linksjugend [´solid], die eine Zeit lang so wirkte, als könnte sie zum Wiederaufbau einer solchen Macht beitragen, entpuppte sich in den letzten Jahren mehr und mehr als zerstrittenes Sammelbecken von proimperialistischen Antideutschen, reformistischen Karrierist:innen und identitätspolitischen Aktivist:innen mit geringer Verankerung in der Arbeiter*innenbewegung. Es gelang ihr kaum noch, Kampagnen durchzuführen, da die Ortsgruppen zu meist autonom arbeitendenden Einzelakteur:innen verkamen, für die die ohnehin wenig aktive Bundesebene kaum Relevanz hatte. Die Linksjugend verschwand von der politischen Bildfläche und zog kaum noch neue Jugendliche an.
Deshalb beschloss der Bundesarbeitskreis Revolutionäre Linke der Linksjugend [´solid] im Januar 2023, die Organisation Jugend für Sozialismus zu gründen, in der demokratische Debatten wieder eine Relevanz haben, weil ihre Ergebnisse in einem bundesweiten Verband durchgesetzt werden, und der sich mit einem sozialistischen Programm in die Kämpfe der Arbeiter*innenklasse und der Jugend einmischt. Hier ist ein ausführlicher Bericht zur damaligen Entscheidung zu lesen: „BAK Revolutionäre Linke“ gründet „Jugend für Sozialismus“ – Revolutionäre Linke (wordpress.com)
Aus dem Input ergaben sich Fragen zur Perspektive der Organisation wie die der Notwendigkeit einer Massenarbeiter:innenpartei oder der Aktivitäten von Jugend für Sozialismus an anderen Orten.
Im Anschluss sprachen wir über konkrete Möglichkeiten, in Rostock aktiv zu werden.
Wir beschlossen unter anderem, ein zweites Treffen am 14.8. Um 18 Uhr im Cafe Median in der Niklotstraße 5/6 durchzuführen und dort unsere Selbstdarstellungsbroschüre zu besprechen. Außerdem legten wir Verantwortlichkeiten für einen Instagramaccount fest.
Bei den nächsten Treffen wird sich dann vermutlich zeigen, welche Schwerpunkte die Rostocker Genoss:innen sich bei ihrer praktischen Arbeit setzen, welche Themen, die Jugendlliche vor Ort beschäftigen, sie bearbeiten und möglicherweise mit öffentlichen Aktivitäten ansprechen wollen.
Zur Zeit steht die Gruppe, die aus einer Freundesgruppe von Schüler:innen entstanden ist, noch an ihrem Anfang, es ist aber zu erwarten, dass sich der Charakter der Zusammenarbeit verändert, wenn auch Menschen außerhalb dieser Ursprungsgruppe dazustoßen. Wir sind gespannt, was sich noch in Rostock entwickelt!
In der Nachbesprechung der Referenten haben wir uns überlegt, dass das Thema “Jugend im Kampf für den Sozialismus” nicht so geeignet für ein erstes Treffen war und es wahrscheinlich besser gewesen wäre, mit einem Grundsatzthema wie “Kapitalismus als Ursache der Mehrfachkrise” oder “Was ist Sozialismus?” zu beginnen. Dieses Treffen hat jedenfalls gezeigt, wie kompliziert es verglichen mit Referaten zu Einzelthemen auf Ortsgruppen ist, niedrigschwellig die Grundlagen eines Programms darzulegen und dass das mehr Vorbereitung benötigt als wir uns dafür genommen haben. Dafür war das Treffen ein gutes Lehrstück!