Wir sehen rot für die Kürzungspläne der Ampel 

Pro­test ist nötig und gerecht­fer­tigt!

Im Haus­halts­ent­wurf der kri­sen­ge­rüt­tel­ten Ampel feh­len 17 Mil­li­ar­den Euro die an ver­schie­de­nen Ecken ein­ge­spart wer­den sol­len. Aus­lö­ser war das Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts im Novem­ber 2023, dem­zu­fol­ge das soge­nann­te „Nach­trags­haus­halts­ge­setzt“ nicht ver­fas­sungs­kon­form sei. Die geplan­te Umwid­mung von 60 Mil­li­ar­den für Kli­ma­schutz­pro­jek­te vor­bei an der Schul­den­brem­se wur­de damit also nicht mög­lich. Was abs­trakt klingt hat aber rea­le Aus­wir­kun­gen für Jugend­li­che und Arbeiter*innen, da die feh­len­den Mil­li­ar­den kon­kret Spar­maß­nah­men und Kür­zun­gen in ver­schie­de­nen Berei­chen bedeu­ten.

Auch wenn noch nicht über­all ganz klar ist, an wel­chen Stel­len genau gespart wer­den wird, ist es schon jetzt not­wen­dig, Pro­test gegen die­se Angrif­fe zu orga­ni­sie­ren – denn in wel­cher Form auch immer: sie wer­den kom­men oder sind schon da. Gera­de für uns als Schüler*innen, Stu­die­ren­de, Aus­zu­bil­den­de oder jun­ge Arbeiter*innen sind sol­che Spar­maß­nah­men beson­ders krass. Denn am Ende bedeu­tet das, dass an unse­ren Schu­len (noch mehr) gespart wird, nöti­ge Sanie­run­gen in Schul­toi­let­ten, Klas­sen­zim­mern oder der Men­sa nicht vor­ge­nom­men wer­den, dass das Bafög (noch) weni­ger wird oder sozia­le Ange­bo­te ein­ge­stampft bzw. Jugend­clubs wegen feh­len­der Gel­der geschlos­sen wer­den. Wir haben dann also noch weni­ger Geld für unse­re Mie­te, noch schlech­te­re Lern­be­din­gun­gen und noch weni­ger kul­tu­rel­le und sozia­le Ange­bo­te als ohne­hin schon. Und nicht nur auf Bun­des­ebe­ne wird gekürzt. Bei­spiels­wei­se steht in Ber­lin Neu­kölln die Exis­tenz einer öffent­li­chen Musik­schu­le auf dem Spiel. Grund sind die Kür­zun­gen im Bezirks­haus­halt, durch die sich die Ein­spa­run­gen auf cir­ca 10 Mil­lio­nen Euro belau­fen. Wenn die Musik­schu­le erhal­ten bleibt, ist die Wahr­schein­lich­keit hoch, dass die Stun­den viel teu­rer wer­den und vie­le Kin­der und Jugend­li­che sich kei­nen Musik­un­ter­richt mehr leis­ten kön­nen. Das ist ein loka­les Bei­spiel, das aber bei­spiel­haft für die nega­ti­ven Ein­schnit­te durch den Kür­zungs-Haus­halt steht.

Doch statt der Orga­ni­sie­rung von Mas­sen­pro­test lobt die DGB-Füh­rung den Haus­halts­be­schluss. Die Bäuer*innen lie­gen des­halb rich­tig damit, dass Pro­test nötig ist und die DGB-Füh­rung soll­te sich dar­an ein Bei­spiel neh­men. Denn wäh­rend Groß­un­ter­neh­men ver­schont wer­den, soll die Mas­se der Bevöl­ke­rung über Umwe­ge das Loch im Haus­halt fül­len. Die 200 Mil­lio­nen weni­ger für die Bil­dung und 380 Mil­lio­nen weni­ger im Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um wer­den Ein­schnit­te in unse­ren All­tag bedeu­ten. Gleich­zei­tig mach­ten besag­te, ver­schon­te Kon­zer­ne Mil­li­ar­den­ge­win­ne in Rekord­hö­he und schüt­ten flei­ßig Divi­den­den aus. Im Kri­sen­jahr 2023, in dem Mil­lio­nen Men­schen in Deutsch­land an der Infla­ti­on lit­ten, lag die Sum­me der aus­ge­schüt­te­ten Divi­den­den mit einem Rekord­hoch bei 75 Mil­li­ar­den Euro! 

Wäh­rend die Regie­rung also von güns­ti­ge­ren Indus­trie­strom­prei­sen spricht tref­fen die bis­her getrof­fe­nen Maß­nah­men die sowie­so schon klei­nen Geld­beu­tel der Arbeiter*innenklasse sowie der Mit­tel­schich­ten. So wird der Weg­fall der Gas­preis­brem­se und die Erhö­hung des CO² Prei­ses zu deut­li­chen Mehr­kos­ten füh­ren. Aber auch Restau­rant­be­su­che wer­den durch die Anhe­bung der Mehr­wert­steu­er in der Gas­tro­no­mie auf 19 Pro­zent teu­rer. Hin­zu kom­men höhe­re Strom­kos­ten durch die Anhe­bung der Netz­ent­gel­te und den Weg­fall der Strom­preis­brem­se. Wäh­rend sich die Mehr­aus­ga­ben für Fami­li­en auf meh­re­re Hun­dert Euro belau­fen wer­den stellt die Regie­rung zur wei­te­ren Siche­rung der Pro­fi­te von Unter­neh­men also güns­ti­ge­ren Strom in Aus­sicht! Die Süd­deut­sche Zei­tung schrieb Anfang des neu­en Jah­res: 

„Ins­ge­samt tei­len die Unter­neh­men ihre Erfol­ge deut­lich lie­ber mit ihren Aktio­nä­ren, also mit den Mit­ar­bei­ten­den – obwohl die­se das gut gebrau­chen könn­ten ange­sichts der hohen Infla­ti­on. (…) In Deutsch­land sind die Gewin­ne zwi­schen dem letz­ten Quar­tal vor der Pan­de­mie und Anfang 2023 deut­lich schnel­ler gestie­gen als die Lohn­kos­ten, ana­ly­siert die OECD. Im zwei­ten Quar­tal 2023 stie­gen die Lohn­kos­ten in Deutsch­land sogar lang­sa­mer als in fast allen ande­ren euro­päi­schen Län­dern. (…) – ein gutes Argu­ment für deut­sche Gehalts- und Tarif­ver­hand­lun­gen.“ (Süd­deut­sche Zei­tung Nr. 2, 3. Janu­ar 2024, „Die fet­ten Jah­re sind jetzt“)

Ver­bes­se­run­gen wer­den uns nicht geschenkt und selbst bür­ger­li­che Medi­en erken­nen, dass die Gewin­ne und Divi­den­den der gro­ßen Kon­zer­ne ein „gutes Argu­ment“ für Tarif­ver­hand­lun­gen sein könn­ten. Doch die Gewerk­schafts­füh­run­gen grei­fen die­se Fra­ge weder aus­rei­chend auf noch poli­ti­sie­ren sie die Kämp­fe, so wie es bei der aktu­el­len Lage eigent­lich nötig wäre. Statt­des­sen nimmt die DGB-Che­fin Yas­min Fahi­mi die Ampel sozi­al­part­ner­schaft­lich in Schutz und rühmt die „erfolg­rei­che Sozi­al­part­ner­schaft“ in Deutsch­land für weni­ge Streik­ta­ge: „Nicht zuletzt wegen einer erfolg­rei­chen Sozi­al­part­ner­schaft haben wir im inter­na­tio­na­len Ver­gleich auch weni­ger Streik­ta­ge als bei­spiels­wei­se in Ita­li­en, Frank­reich oder Spa­ni­en.“

Wir wis­sen aber, dass sich ohne Streik und Pro­test nichts ändern wird. Das zeigt, wie wich­tig der Kampf für demo­kra­ti­sche Gewerk­schaf­ten mit einem kämp­fe­ri­schen Kurs statt Sozi­al­part­ner­schaft auch 2024 bleibt. Denn auch eine durch und durch sozi­al­part­ner­schaft­li­che DGB-Vor­sit­zen­de ändert nichts an den Tau­sen­den kämp­fen­den Kolleg*innen in den Betrie­ben und den Streiks, wie bei­spiels­wei­se am Jüdi­schen Kran­ken­haus in Ber­lin, die wir als Sozialist*innen unter­stüt­zen. Gewerk­schaf­ten stel­len die poten­zi­ell mäch­tigs­ten Mas­sen­or­ga­ni­sa­tio­nen in Deutsch­land dar und jeder Streik beweist aufs neue, wer die Wirt­schaft wirk­lich am lau­fen hält: nicht die Bank- oder Kon­zern­vor­sit­zen­den, nicht die Manager*innen an der Bör­se, son­dern wir als arbei­ten­de Bevöl­ke­rung!

Nötig wäre also die Mobi­li­sie­rung von Gewerk­schaf­ten eben­so wie durch die LINKE zu Pro­tes­ten gegen jeg­li­che Kür­zung mit der For­de­rung, dass ver­meint­lich feh­len­des Geld für Bil­dung oder Inves­ti­tio­nen in den Kli­ma­schutz bei den Gewin­nen und Divi­den­den der gro­ßen Kon­zer­ne und der Rei­chen geholt wer­den muss! Damit geht die Not­wen­dig­keit ein­her, dass Gewerk­schaf­ten und die Par­tei die LINKE die For­de­run­gen der Bäuer*innen unter­stüt­zen und gemein­sam gegen Kür­zun­gen, aber auch für höhe­re Löh­ne und bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen kämp­fen. Die rech­ten Kräf­te die ver­su­chen auf den Pro­tes­ten der Bäuer*innen Ein­fluss zu gewin­nen müs­sen zurück­ge­drängt wer­den, sie wer­den eben­so wenig wie der kon­ser­va­ti­ve und CDU-nahe Bau­ern­ver­band eine wirk­li­che Ver­bes­se­rung für klei­ne selbst­stän­di­ge Land­wir­te oder lohn­ab­hän­gi­ge Landarbeiter*innen errei­chen.

Als Jugend für Sozia­lis­mus ste­hen wir des­halb soli­da­risch an der Sei­te aller Jugend­li­chen und Lohn­ab­hän­gi­gen und for­dern ein Ende aller Kür­zun­gen und statt­des­sen mas­si­ve Inves­ti­tio­nen in Bil­dung, ÖPNV, Gesund­heits­sys­tem und bezahl­ba­ren Wohn­raum! Doch damit nicht genug, denn eine dau­er­haf­te Ver­bes­se­rung kön­nen wir nur errei­chen, wenn wir erkämp­fen, dass die Mehr­heit der Men­schen über Poli­tik und Wirt­schaft bestim­men. Ban­ken und Kon­zer­ne müs­sen in öffent­li­ches Eigen­tum über­führt wer­den. Sie müs­sen demo­kra­tisch von Arbeiter*innen kon­trol­liert und ver­wal­tet wer­den statt von ein paar weni­gen Chef*innen und Manager*innen, die vor allem dar­an inter­es­siert sind, sich selbst Boni aus­zu­zah­len. Statt Kon­kur­renz und Pro­fit­lo­gik braucht es eine demo­kra­tisch geplan­te Wirt­schaft ent­spre­chend den Bedürf­nis­sen von Men­schen und Umwelt. Um das zu errei­chen, ist es nötig, dau­er­haf­ten Wider­stand zu orga­ni­sie­ren und aktiv zu wer­den gegen Kapi­ta­lis­mus und Aus­beu­tung. Also macht mit!

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