Forderungen voll durchsetzen!
Am 15. November beginnt der 20-stündige Warnstreik der GDL, zu dem nicht nur Lokomotivführer*innen, sondern auch Zugbegleitungen, Werkstattarbeiter*innen und Fahrdienstleiter*innen bei der Deutschen Bahn und anderen Unternehmen aufgerufen sind. Der Warnstreik ist auch bitter notwendig, denn das Angebot der Bosse von 11 Prozent und die Abfuhr einer Arbeitszeitverkürzung für Schichtdienstler auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohn ist ein schlechter Witz. Obendrein soll die Laufzeit 32 Monate betragen. In dieser Zeit von fast drei Jahren könnte also nicht gestreikt werden.
Während man den Beschäftigten eine angemessene Lohnerhöhung verweigert, die auch imstande ist, die hohe Inflation des letzten Jahres auszugleichen, erhält die Chefetage der DB astronomische Gehälter und Erhöhungen. Bahn-Chef Richard Lutz erhielt 2022 ein Festgehalt von 986.00 Euro und zusätzlich erfolgsabhängige Boni von 1,27 Mio. Das Gehalt des Personalchefs Martin Seiler verdoppelte sich im letzten Jahr auf 1,39 Mio. Euro. Weder arbeiten sie härter als die Kolleg*innen, die bei Wind und Wetter den Schienenverkehr am Laufen halten, noch sind ihre Boni durch den katastrophalen Zustand der Bahn in Gefahr.
Als Jugend für Sozialismus solidarisieren wir uns deshalb mit den Kolleg*innen und dem Streik und setzen uns für die vollständige Durchsetzung der Forderungen ein.
Bahnbeschäftigte sind oft Opfer von Hetze der bürgerlichen Medien. Vor allem wenn sich die Streiks bis Weihnachten hinziehen sollten, wird diese zunehmen. Die Zeiten haben sich aber auch geändert. Die Inflation hat das Verständnis für Streiks in Teilen der arbeitenden Bevölkerung deutlich erhöht. Auch andere Kolleg*innen, wie im Einzelhandel, im öffentlichen Dienst und im Bildungswesen, befinden sich zur Zeit in Arbeitskämpfen Um unsere volle Stärke als Arbeiter*innenklasse auszuspielen, sollte es Bestrebungen geben, diese Kämpfe zusammenführen und z.B. gemeinsame Streiktage und Kundgebungen zu organisieren. Auch die Solidarität von anderen Betrieben und durch die Bevölkerung kann ein wichtiger Hebel sein, um Druck auf die sogenannte Arbeitgeber-Seite zu erhöhen. Gerade Unterstützung durch Kolleg*innen, die in der EVG organisiert sind, der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft des DGB, wäre wichtig, um Spaltungsversuche zu verhindern.
Die Erfahrungen der letzten Streiks bei der Post und im Öffentlichen Dienst haben gezeigt, dass die Gewerkschaftsführungen oft voreilig Abschlüsse abschließen, obwohl mit unbefristeten Streiks mehr drin wäre. Die Möglichkeit der Ausweitung der Streiks und die Strategie zur Durchsetzung der Forderung sollte daher regelmäßig bei Streikversammlungen diskutiert werden.
Neben dem Kampf für Lohnerhöhungen und kürzere Arbeitszeit, an dem sich alle Berufsgruppen ein Beispiel nehmen können, spielen die Beschäftigten im Schienenverkehr auch eine entscheidende Rolle beim Kampf gegen den Klimawandel. Um diese Aufgabe zu stemmen braucht es mehr Personal und nicht weniger, wie es jetzt bei der DB Cargo geplant ist. Wir stellen uns deswegen auch gegen jede Form von Personalkürzung oder weitere Privatisierung. Ein Zugsystem in unserem Interesse sollte sich nicht nach Profit und den absurden Gehältern der Bosse und den Dividenden der Aktionäre richten, sondern gehört in öffentliches Eigentum und unter demokratische Kontrolle durch Beschäftigte, Gewerkschaften und den Staat. Es müssen deutlich mehr Investitionen in Personal, Gleisbau und ‑reparatur und Streckenreaktivierung investiert werden und Taktungen nach Bedarf der Bevölkerung erhöht werden.