Bericht vom #unkürzbar-Protest

Laut­stark gegen Kür­zun­gen und Poli­tik für die Rei­chen!
Für Umver­tei­lung und inter­na­tio­na­le Soli­da­ri­tät!

Am 22. Febru­ar, dem Tag vor der Bun­des­tags­wahl, rie­fen die DGB-Gewerk­schaf­ten zusam­men mit von Kür­zun­gen betrof­fe­nen Ver­bän­den zu einer Groß­de­mons­tra­ti­on gegen Kür­zun­gen auf. Etwa 10.000 Per­so­nen betei­lig­ten sich an der Demons­tra­ti­on, so auch Jugend für Sozia­lis­mus Ber­lin.

Bevor die Demons­tra­ti­on los­ging, kamen wir mit eini­gen Per­so­nen ins Gespräch, dar­über, wie wir die ankom­men­den Kür­zun­gen ver­hin­dern kön­nen, wie wir eine star­ke Bewe­gung gegen die Kür­zun­gen auf­bau­en kön­nen und auch dar­über, wen man bei der damals noch anste­hen­den Bun­des­tags­wahl wäh­len soll­te – war­um wäh­len allein aber auch nicht aus­reicht und es vor allem dar­auf ankom­men muss, selbst aktiv zu wer­den, sich zusam­men­zu­schlie­ßen und sich zu orga­ni­sie­ren.

Im Demons­tra­ti­ons­zug lie­fen wir zusam­men mit Genoss*innen von der Sol (Sozia­lis­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on Soli­da­ri­tät) im GEW-Block mit, wo wir durch meh­re­re Trans­pis und durch neue, krea­ti­ve Sprü­che, die von den Genoss*innen und anschlie­ßend auch von Umste­hen­den laut­stark mit­ge­ru­fen wur­den, für viel Auf­se­hen sor­gen konn­ten.

Kri­tisch muss­ten wir fest­stel­len, dass vom Lau­ti selbst kaum bis gar kei­ne Sprü­che ange­stimmt wur­den und von der Gewerk­schafts­füh­rung aus, kei­ne kämp­fe­ri­sche Stim­mung auf die Demons­tra­ti­on getra­gen wur­de. Das haben wir mit unse­ren Mit­teln dann eben selbst getan.

Eine Genos­sin von der Sol hielt im Namen der Initia­ti­ve „Wir schla­gen Alarm!“, die eini­ge von Jugend für Sozia­lis­mus auch unter­stüt­zen, und des Netz­werks für eine kämp­fe­ri­sche und demo­kra­ti­sche ver.di eine Rede, in der sie unter ande­rem die Gewerk­schafts­bü­ro­kra­tie in die Ver­ant­wor­tung nahm, die aktu­el­len kämp­fe gegen Kür­zun­gen nicht nur sym­bo­lisch auf Demons­tra­tio­nen, son­dern tat­säch­lich zusam­men­zu­füh­ren und z.B. auf Akti­ons­kon­fe­ren­zen demo­kra­tisch einen Plan aus­zu­ar­bei­ten, wie man gegen die anste­hen­den Kür­zun­gen vor­geht.

Zudem bedarf es einer Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gne, die Bewusst­sein dafür schafft, was die Kür­zun­gen für uns kon­kret bedeu­ten. Wäh­rend an den Uni­ver­si­tä­ten ver­mehrt über Kür­zun­gen gespro­chen wird und bspw. über E‑Mail-Ver­tei­ler auch zur Demons­tra­ti­on auf­ge­ru­fen wur­de, spie­len die Kür­zun­gen an unse­ren Schu­len the­ma­tisch so gut wie gar kei­ne Rol­le. Das hat sich auch an der lei­der gerin­gen Betei­li­gung jün­ge­rer Alters­grup­pen an der Demons­tra­ti­on wider­ge­spie­gelt, obwohl wir es sind, an deren zusam­men­fal­len­den Schu­len gekürzt wer­den soll und deren Jugend­clubs von Schlie­ßun­gen bedroht sind, bei denen Unklar­hei­ten über die wei­te­re Finan­zie­rung besteht und die wei­ter an Per­so­nal und Pro­jek­ten spa­ren müs­sen.

Neben unse­rem kämp­fe­ri­schen Block gab es auch noch ver­schie­de­ne ande­re Blö­cke auf der Demo. Etwa einen zu Mobi­li­tät und Kli­ma, einen zu Kul­tur, Sozia­lem und zu Hoch­schu­len. Das drückt die Viel­fäl­tig­keit der aktu­el­len Kür­zun­gen aus.

Wie sehr Kür­zun­gen und die aktu­ell wei­ter vor­an­schrei­ten­de Mili­ta­ri­sie­rung zusam­men­hän­gen (zwei Sei­ten der sel­ben Medail­le sind), das woll­te ein expli­zit paläs­ti­na­so­li­da­ri­scher Block zum Aus­druck brin­gen. Die­ser wur­de von der Gewerk­schafts­füh­rung mehr­fach ver­sucht aus der Demons­tra­ti­on hin­aus­zu­drän­gen, was wir schärfs­tens ver­ur­tei­len! Die­se Aus­schluss­ver­su­che wur­den von der Gewerk­schafts­füh­rung gegen­über der Demons­tra­ti­on vom Lau­ti aus alles ande­re als klar ange­spro­chen; sie wur­den ver­schlei­ert. Uns soll­te etwa auf Höhe des Hum­boldt-Uni­ver­si­täts­ge­bäu­des weiß gemacht wer­den, dass es eine „Ver­hin­de­rung auf der Stre­cke“ gege­ben hät­te, wäh­rend paläs­ti­na­so­li­da­ri­sche Men­schen von Gewerkschafts-Ordner*innen und Polizei-Beamt*innen aus­ge­schleust wur­den.

Mehr­fach wur­de wäh­rend der Demons­tra­ti­on vom Lau­ti aus rich­ti­ger­wei­se dar­auf hin­ge­wie­sen, dass wir uns im Kampf gegen die Kür­zun­gen und auch ange­sichts des ras­sis­ti­schen Wahl­kampfs nicht spal­ten las­sen dür­fen. Wir tre­ten dafür ein, dass die­se Devi­se auch tat­säch­lich Teil unse­rer poli­ti­schen Pra­xis wird und sie nicht zu einer hoh­len Phra­se ver­kommt, wenn etwa auf Anwei­sung von DGB-Ordner*innen Ham­bur­ger Git­ter zwi­schen den Paläs­ti­n­ablock und der Abschluss­kund­ge­bung gestellt wer­den. Auf die­sen Aus­schluss hin, zeig­ten wir uns soli­da­risch mit den Palästina-Aktivist*innen, kri­ti­sier­ten durch unse­re Mega­fo­ne den Aus­schluss und stimm­ten gemein­sam Sprech­chö­re an.

Ein Video von die­ser Situa­ti­on lan­de­te nach nicht mal einer Stun­de über einen Twitter/X‑Post im Inter­net. Im Anschluss an unse­ren Block sieht man dar­in die FDP-Poli­ti­ke­rin Karo­li­ne Preis­ler. Preis­ler und die Kom­men­tie­rung im Post stel­len uns in einen Kon­text mit Juden­hass und anti­se­mi­tisch-hass­erfüll­ten Atten­ta­ten. Die­se Ver­leum­dung wei­sen wir mit größ­ter Ent­schie­den­heit zurück!

Wir ste­hen an der Sei­te aller Arbeiter*innen, Jugend­li­chen und Unter­drück­ten in Deutsch­land, Euro­pa, dem Nahen Osten und der gan­zen Welt. Die­se inter­na­tio­na­lis­ti­schen Prin­zi­pi­en, auf wel­chen die Arbeiter*innenbewegung seit jeher beruht, las­sen wir uns nicht durch fast schon lächer­li­che Vide­os wie die­se und auch nicht durch eine mas­si­ve Pro­pa­gan­da-Kam­pa­gne des deut­schen Staa­tes und der eta­blier­ten Medi­en strei­tig machen, die sich nach dem 7. Okto­ber 2023 noch ein­mal ver­schärf­te und in wel­cher jeg­li­che Form der Paläs­ti­na­so­li­da­ri­tät in einen Kon­text mit Anti­se­mi­tis­mus gestellt wird.

Wir rufen den DGB als wich­ti­gen Teil der Arbeiter*innenbewegung dazu auf, sich nicht an die­ser Pro­pa­gan­da- und Hetz­kam­pa­gne zu betei­li­gen, sich zu sei­nen inter­na­tio­na­lis­ti­schen Prin­zi­pi­en zu besin­nen und ent­spre­chend zu han­deln.

Trotz des ver­ur­tei­lens­wer­ten Zwi­schen­falls, kön­nen wir unse­re eige­ne Inter­ven­ti­on auf der #unkürz­bar-Demons­tra­ti­on als vol­len Erfolg ver­bu­chen. Wir konn­ten eini­ge Leu­te mit Fly­ern und Wahl­auf­ru­fen errei­chen und ordent­lich für Stim­mung auf der Demons­tra­ti­on sor­gen. Wir wür­den uns freu­en, wenn aus dem Demo-Bünd­nis mehr erwächst, und rufen die Gewerk­schaf­ten dazu auf, die Kür­zun­gen auch in den aktu­el­len Tarif­run­den im Öffent­li­chen Dienst, der BSR und BVG zum The­ma zu machen, wel­che schließ­lich auch von den anste­hen­den Kür­zun­gen betrof­fen sind – bei denen die Kür­zun­gen zu Arbeits­platz­ab­bau und zusätz­li­cher Arbeits­het­ze füh­ren wer­den.

Strei­chen bei den Rei­chen, statt Kür­zun­gen bei uns!

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